Archiv - 2001 |2

Ist das das Ufer? 

 

Freibad: Stimmung hellt sich langsam auf 

 

Man soll die Lottozahlen nicht vor der Ziehung, den Pfarrer nicht vor der Predigt loben.

 

Die hellen Stimmen über einvermeintlich gerettetes Freibad klingt früh im Ohr des betrchtenden Hörers und hörenden Betrachters. Was ist seit der Ratssitzung eigentlich Becken-Rettendes passiert? Die Fraktions-Winnetous Schroeter (CDU) und Möller (SPD) haben den Pfeil zerbrochen und versprochen, das Freibad nicht schließen zu lassen.

 

Dem versöhnenden Wort muss ohne Verzug das Rechnen folgen, sonst bleiben die Kirschen am Baum. Die vom Rat geschmiedete Kommission hat sperrige Hausaufgaben zu lösen. Inhalt: Wie können zwei Millionen Mark aus den Büchern der Stadtwerke in den Etat des städtischen Haushalts fluten, ohne dass die Tochter (Stadtwerke) ins Humpeln und die Mutter (Stadt) ins Grübeln kommt?

 

Es sind die ominösen zwei Millionen, die immer wieder als Problemknacker und Freibad-Retter aus den politischen und öffentlichen Lautsprechern kommen.

 

Genau das ist das Hindernis. Hier muss das Pferd vor der Hürde aufgenommen werden.

Karl-H. Knepper

20.02.2001


CDU sucht neue Quellen für Einnahmen 

 

Ortsunion diskutierte über Freibad erhalt 

 

Von Jörg Löbker

 

Brambauer. Das Brambauer Freibad lässt den Parteien keine Ruhe. Auch im Rahmen der Vorstandssitzung der CDU-Ortsunion am Dienstagabend fand dieses Thema Berücksichtigung. 

 

"Wir wollen die Erstellung des Konzeptes zur langfristigen Sicherung des Freibades mitgestalten", verriet der Vorsitzende Werner Dunsche. Weiterhin wolle die Ortsunion versuchen, neue Einnahmequellen für das Freibad zu erschließen. "Vielleicht ist da etwas im Bereich Sponsoring möglich. Wir werden die heimischen Unternehmen einmal ansprechen", so Dunsche.

 

Ein gesonderter Stammtisch zu der Freibad-Problematik soll, wie vorerst angedacht, nicht eingerichtet werden. Allerdings soll das Thema im Rahmen des nächsten regulären Stammtisches Ende März angesprochen werden. ..........

22.02.2001

Schwimmmeister Ralf Braukhoff führt in diesem Jahr die Aufsicht im Freibad Brambauer. Unterstützt wird er vom Schwimmverein, der die Saison eine Hilfsaufsicht stellt. (Fotos: Ingo Neubold)

Brambauers Bad hofft auf Sonnenschein

 

Probelauf: Inhalt von 39 000 Badewannen füllt in der nächsten Woche an zwei bis drei Tagen das Freibad Brambauer 

 

Von Reinhard Loeper

 

Brambauer. Sinalco? Ganz schön lange schon steht dieser Name für Erfrischung. Oder auf Uhren. Eine Sinalco-Uhr im Pumpenhaus des Freibades Brambauer tickt der großen Erfrischung entgegen. Limo ist da nicht gefragt, sondern Wasser - 3 900 000 Liter. 

 

"Am Dienstag nach Ostern beginnen wir mit dem Probelauf", sagt Joachim Loddoch von der Bäder-Gesellschaft. Dabei wird zugleich die Technik überprüft. Laufen alle vier Pumpen, reinigen die drei Filter, wird dem Wasser ausreichend Chlorgas als Desinfektionsmittel zugemengt? All dies klärt der erste Probelauf, dem Joachim Loddoch gelassen entgegensieht.

Einige Fliesen haben die frostigen Winternächte nicht durchgestanden. Sie werden derzeit entfernt und durch neue ersetzt.

Den Inhalt von 39 000 Badewannen braucht es, bis das kleine Schwimmbad in Brambauer für die Wasserratten der Saison gerüstet ist. Und viele fleißige Hände, die derzeit das Auswintern besorgen und die Anlage auf Vordermann bringen. Schwimmmeister Ralf Brauckhoff ist in dieser Saison für Brambauer zuständig und hat in den vergangenen Tagen die Folien im Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken inspiziert. "Ein paar Risse", sagt er, "nichts von Bedeutung. Das dichten wir ab."

 

Zwei bis drei Tage werden vergehen, bis die Becken vollgelaufen sind. Ein paar Beckenkopffliesen haben eisige Wintertage geknackt. Bis es zum ersten Mal "Wasser marsch" heißt, trennt die gesprungenen Fliesen der Fliesenleger einer Firma heraus, die die Bädergesellschaft beauftrag hat.

 

Ein Stück Rohr auf dem Wege zwischen Pumpenhaus und Nichtschwimmerbecken hat den Winter auch nicht durchgehalten. Arbeiter haben den Rohrbruch aufgespürt und freigelegt. Ähnlich wie bei einer Muffe wird die poröse Stelle derzeit ersetzt.

Schwimmmeister Brauckhoff im Pumpenhaus.

Wie immer sind auch Mitglieder von Schwimm- und Förderverein längst an die Arbeit gegangen. Sie haben die Pflege der Grünflächen übernommen. "Außerdem wollen wir den Sand des Beach-Volleyball-Feldes erneuern", sagte Andreas Mildner, Vorsitzender des Schwimmvereins. Der Basketball-Korb, die Tischtennisplatte, 32 Umkleidekabinen, mehrere hundert Schränke - nichts, was am Beginn der Badesaison Anfang Mai, wenn das Wetter mitspielt, nicht überprüft sein soll.

 

In den vergangenen Jahren haben pro Sommer mitunter mehr als 50 000 Menschen, so 1995 gar 51 031 Schirmmgäste, ihre Runden gedreht. Angsichts der schwierigen Lage des Bades, dass vor einigen Monaten noch von der Schließung bedroht war, bleibt nur zu wünschen, dass ein Supersommer und möglichst viele Badegäste unterstreichen, wie wenig Brambauer auf sein Freibad verzichten kann.

 

Bis zur Eröffnung werden übrigens auch noch 40 Bänke installiert. Falls mal einer kommt, der nicht schwimmen will.

12.04.2001

SPD : Alle müssen zusammen halten im Kampf ums Freibad 

 

Vorstand der SPD Brambauer verfasste nach Sitzung spontan eine Resolution 

 

Von Wolfram Fischer

 

Brambauer. "Wir wollen nicht hoffen, dass dies die letzte Freibadsaison im Freibad Brambauer sein wird." Eleonore Köth-Feige, stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Brambauer, machte sich gestern nach einer Vorstandssitzung große Sorgen. 

 

Permanent werde über Einsparungen im Bäderbereich diskutiert, und immer wieder gerate dabei das Brambauer Bad in die Diskussion, so die Sozialdemokratin. Spontan hatte der Vorstand des Ortsvereins Brambauer während seiner Sitzung am Mittwochabend eine Resolution verfasst: "Wir wollen den Besuchern, dem Förderverein zum Erhalt des Freibads Brambauer und dem Schwimmverein Brambauer 1950 unsere Solidarität überbringen," so Eleonore Köth-Feige gestern.

 

Und sie hatte gestern beim Ortstermin mit allen Beteiligten ein dickes Faustpfand in Händen: Dank des hochsommerlichen Wetters tummelten sich Besuchermassen in dem bedliebten Bad am Rande der Stadt.

 

Seit Jahren bangen die Brambauer Bürger um ihr beliebtes Freibad. "Wie soll ich ohne Auto mit meinen Kindern ein Freibad in Altlünen oder in Dortmund erreichen," so ein junge Mutter, die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Eine Busfahrkarte zusätzlich zum Eintrittspreis könnte sie sich nicht alle Tage leisten.

 

Nicht nur die soziale Komponente ist es denn, die die Brambauer Sozialdemokraten bewegt, sich für den Freibaderhalt nochmals ganz tüchtig ins Zeug zu legen.

Das Engagement des Fördervereins, der der Bädergesellschaft und damit der Stadt Lünen manche finanziellen Kraftakte abnimmt, führt die SPD ins Feld für den Freibaderhalt: Und der Schwimmverein leiste seinen großen Beitrag, indem Mitglieder nicht nur die Cafe-Betreuung übernommen hätten, sondern auch für die Aufsicht am Beckenrand sorgten.

 

"Alle, der Förderverein, der Schwimmverein und die Kommunalpolitik, sind gefordert, sich für den Freibaderhalt einzusetzen," so Eleonore Köth-Feige gestern Morgen nach der Vorstandssitzung. "Der Zusammenhalt muss parteiübergreifend dokumentiert werden, so die SPD-Politikerin. "Gerade jetzt, zu Beginn der Ferienzeit, sieht man wieder, wie wichtig das Freibad in unserem Stadtteil ist."

 

Während der Vorstandssitzung berieten die Sozialdemokraten aus dem westlichen Lüner Stadtteil außerdem noch über verschiedene Aktionen in diesem Jahr; unter anderem ein Bürgerfest. Mehr dazu in unserer nächsten Ausgabe.

06.07.2001

Grundlage für Freibad - Erhalt bis November 

 

Brambauer. Innerhalb der CDU wird ein Rohkonzept zum Erhalt des Freibades Brambauer diskustiert. 

Das Konzept zur Rettung des Bades stammt maßgeblich aus der Feder von Klaus Stallmann. Der CDU-Politiker ist zugleich 2. Vorsitzender im Förderverein des Freibades. Werner Dunsche, Vorsitzender der Ortsunion, sagte in diesem Zusammenhang, dass es ohne Rückäußerung vom Schwimmverein nicht weitergehe. Bis Ende Oktober/Anfang November müsse eine tragfähige Grundlage geschaffen sein, die den Betrieb des Bades im kommenden Jahr sicherstelle, so Dunsche. Wie berichtet ist der Schwimmverein aufgefordert, sich zu überlegen, wie er über seine heute schon vielfältigen Leistungen hinaus weitere Aufgaben im Bad übernehmen kann, um so die Kosten für die Stadt weiter zu minimieren. Andreas Mildner, Vorsitzender des Schwimmvereins, sagte, dass die Überlegungen des Schwimmvereins so gut wie abgeschlossen seien. Er habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke, Friedhelm Schroeter (CDU), eine Antwort Anfang September zugesagt und der Schwimmverein werde diese Zusage auch einhalten. Während das Rohkonzept derzeit noch nicht weiter spruchreif ist, weil in diese Überlegungen auch die Zahlren der aktuellen Badesaison einfließen sollen, ist eins für die CDU schon heute sonnenklar: Das Freibad Brambauer muss auch künftig eine öffentliche Einrichtung bleiben und allen Bürgern des Stadtteils offenstehen. Ein Badbetrieb, der allein den Interessen des Schwimmvereins Rechnung trägt, wird es mit der CDU nicht geben, sagte Werner Dunsche mit Nachdruck. Von Reinhard Loeper

30.08.2001

Geschlossene Front gegen die Bad-Schließung 

 

Brambauer - Vehement wenden sich der Förderverein für das Freibad Brambauer und der Schwimmverein 1950 gegen die Schließung des Brambauer Freibades.

 

Am Sonntagmorgen gab es ein Gespräch der Vereinsvorstände mit der CDU und der SPD Brambauer. Das Ergebnis: "Wir fordern noch im Oktober eine öffentliche Bürgerversammlung, zu der die Fraktionsvorsitzenden, die Stadtwerke/Bäder-GmbH und der Bürgermeister sich den Fragen der Bürger stellen", war sich die Runde einig. Wenn der Termin steht, erhalten die mehr als 1000 Mitglieder des Fördervereins und 600 Mitgliederder Schwimmer eine Einladung 

Joachim Bioly (Förderverein) nennt u.a. als Fakten gegen die Schließung: "Von 50 000 Besuchern dieses Jahres im Freibad waren die Hälfte unter 16 Jahre. Im sozialen Brennpunkt Brambauer gibt es keine Alternative. Brambauers Bürger engagieren sich beispielhaft und würden sich abgestraft fühlen"

Mehr als 125 000 DM hat der Förderverein bisher in Attraktivitätsverbesserungen investiert. Der Schwimmverein hat mit seinem Engagement erhebliche Einsparungen ermöglicht. Andreas Mildner (Vorsitzender des Schwimmveins): "Das Freibad ist an den Bädergesamkosten (4,5 Millionen) mit 10 Prozent beteiligt. Die Einsparungen von 450 000 DM würden gegen Null tendieren, denn die weiterlaufenden Personalkosten und die Sicherung eines geschlossenen Bades wären gegenzurechnen".

Der Schwimmverein bietet jetzt noch an, die Betreuung der "Frühschwimmer" zu übernehmen (Einsparung eines Schwimmmeisters und der Kassiererin). Dabei arbeitet der Verein noch an einem Konzept, die Öffnungszeiten inder Kleinschwimmhalle zu übernehmen und für die Bürger zu erhalten.

Eine Anfrage hatte vor zwei Wochen die Bäder-GmbH an den Verein gerichtet. "Auch das könnten wir schaffen, wenn unsere Aktiven sich weiter engagieren", hofft SVB 50-Geschäftsführer Gustav Neuhäuser.

CDU-Ortsunionsvorsitzender Werner Dunsche: "Der Erklärung des Fördervereins kann ich mich vollinhaltlich anschließen". Die Brambauer SPD ist für eine Erhaltung und Zukungsplanung beim Brambauer Freibad. "Die Entscheidung für das Bad muss für die Zukunft gelten und nicht von politischen Überlegungen der Haushaltsjahre abhängen", fodert Hans-Michael Haustein.

Nur dann sei ein Sponsoring denkbar und die Beteiligung der Bürger zu erwarten. Einig waren sich beide Parteien, dass es besonders für die Jugend einen schlimmen Einschnitt bedeutete, wenn das Bad nicht mehr zur Verfügung stünde.

17.09.2001


Das Bad darf nicht baden gehen

Bioly: "Ich glaube fest daran...

Vor dem Bürgerhaus-Abend Interview mit dem Fördervereins-Vorsitzenden, Joachim Bioly 

 

Brambauer. Geht das Brambauer Freibad baden oder baden die Brambauer auch in Zukunft im Freibad? Vor der heute Abend um 19.30 Uhr im Bürgerhaus stattfindenden öffentlichen Versammlung zum Freibad interviewte Karl-Heinz Knepper den Vorsitzenden des Fördervereins, Joachim Bioly.

 

Was erwarten Sie von dem heutigen Abend?

 

Bioly: "Wir wollen eine öffentliche Diskussion um das Freibad führen, an der der Bürger unmittelbar beteiligt ist. Wir erwarten außerdem klare, ungeschminkte Stellungnahmen von der Verwaltung und den Politikern."

 

Sind Sie nach fast sechsjähriger Amtszeit als Vorsitzender des Fördervereins trotz der stressigen Spar-Debatten um das Bad noch motiviert?

...dass das Freibad Brambauer

Bioly: "Der gesamte Förderverein mit seinen ca. 1400 Mitgliedern und ich als Vorsitzender sind hochmotiviert."

 

Ihre Prognose für das Brambauer Freibad?

 

Bioly: "Ich glaube ganz fest daran, dass unser Freibad erhalten wird."

 

Von Statt-Partei und der FDP gab es im Vorfeld Kritik darüber, dass der Förderverein als Veranstalter des heutigen Abends von der politischen Seite nur CDU und SPD eingeladen hat. Kalkül?

 

Bioly: "Würde ich nicht sagen. Stimmt, wir haben tatsächlich von der Politik nur die Fraktionsspitzen von CDU und SPD eingeladen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir das Gefühl haben, dass gerade diese Parteien in der Freibad-Frage Position bezogen und Flagge gezeigt haben. Das soll aber keine Herabstufung oder Ausgrenzung der anderen Parteien, die im Rat sind, bedeuten."


...erhalten wird.

Was wird aus den ehrgeizigen Plänen des Fördervereins, im Freibad eine Super-Rutsche für über 150 000 Mark aufzubauen und andere Attraktionen zu schaffen?

 

Bioly: "Das ist jetzt erstmal zweitrangig. Wir setzten im Augenblick ganz klare Prioritäten. Das heißt, dass wir sehen müssen, dass das Freibad erhalten bleibt."

 

Wie sieht der Ablauf des heutigen Abends im Bürgerhaus aus?

 

Bioly: "Pfarrer Matthias Lohnner wird als Moderator alle Podiumsteilnehmer begrüßen. Dann sollen die Politiker und Vertreter der Kommune, auch der Bäder GmbH, ihre Stellungnahme abgeben. Die Bürger haben anschließend Gelegenheit, Fragen zu stellen."

 

Noch was auf dem Herzen?

 

Bioly: "Ja. Der Förderverein will einen dreifachen Dank loswerden. Einmal an den Trägerverein Bürgerhaus, der uns den Saal zur Verfügung gestellt hat, dann an die Brami-Gemeinschaft, die sich mit einem dreistelligen Betrag an den Organisationskosten für die Veranstaltung beteiligt hat und schließlich bei der Druckerei Schmidt, die für uns kostenlos Plakate und Handzettel gedruckt hat." 

 

 

Fotos: S.Böhlke

 

25.10.2001


Sprechende Mienen (v.l.): Bürgermeister Stodollick, Bioly, Pfarrer Lohenner und Mildner.

Bad wackelt, Bürgerhaus brodelt 

 

Gestern Abend: Knapp 400 Brambauer legen Zeugnis ab für ihr beliebtes Freibad 

 

Brambauer. Wenn das brodelnde Bürgerhaus mit 400 Bürgern gestern Abend ein Gradmesser der Leidenschaft Brambauers für das Freibad ist, dann geht der Stadtteil für den Erhalt durch Dick und Dünn. 

Dass es keinen Beschluss auf Schließung gebe, dass der Bäderbeirat dem Schwimmverein und dem Förderverein eine Übernahme zur Trägerschaft angeboten habe, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Friedhelm Schroeter in den vor Unmut dampfenden Saal rief oder dass die Stadt aufgrund ihres strukturellen "Haushalts-Asthmas" von oben zum Sparenmüssen verdonnert worden sei, wie Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick sachlich zu bleiben versuchte, dass alles wollten die knapp 400 mit Adrenalin aufgepeitschten Bürger nicht hören.

 

Auf dem Zechner-Podium, wo Pfarrer Matthias Lohenner einen sachlichen und eingreifenden Moderator gab, wurden Schroeter und Stodollick in die Buhmann-Rolle gedrängt, gejohlt und gepfiffen. Wer saß noch oben?

 

Schwimmvereins-VorsitzendernAndreas Mildner ("Wenn das Bad schließt, ist das der Untergang unseres Vereins") warf das Argument von 630 Mitgliedern, 350 Jugendlichen und der sozialen Integrationskompetenz des SV in die Waagschale.

 

Rolf Möller, SPD-Fraktionsvorsitzender ("Die Lüner SPD war, ist und bleibt für den Erhalt des Freibades") dankte dem Schwimmverein für sein tolles Engagement.

Knapp 400 Brambauer drängten sich gestern Abend im Bürgerhaus: Sogar Kinder hatten Plakate mitgebracht. Foto: Frank Bock

Rita Markus, SPD-Ortsverein, badete in Beifall bei den Worten: "Eine Schließung darf gar kein Diskussionsfeld sein." Unverantwortlich, so Markus, seien die Negativ-Folgen einer Schließung. Vor allem mit Blick auf Kinder und Jugendliche.

 

Joachim Bioly bezeichnete zwei dem Förderverein unterbreitete Vorschläge als Makulatur und unbrauchbar: Rückbau der Wasserfläche, was das Zukippen eines der zwei Becken bedeuten würde oder eine Rückgabe der Anlage an die Stadt. Bioly: "Die wird sich hüten."

 

Werner Dunsche (CDU), Stefan Sattler (Bramis) und Martin Fleischmann (Gemeinschaft der Vereine) forderten leidenschaftlich, Hände weg vom Freibad, Stattdessen müsse auch in anderen Bereichen der Stadt das gleiche Maß an Ehrenamt zur Kosteneinsparung in den Bädern abgerufen werden, wie in Brambauer. Viel Beifall. Donnernde Bravos.

 

Das jährliche Minus der Bäder GmbH beträgt 4,85 Millionen Mark. Der Rat der Stadt hat den Bäderbeirat aufgefordert, dieses Minus unter vier Millionen Mark zu drücken. Bäderbeirats-Vorsitzender Friedhelm Schroeter versprach, alle städtischen Bäder in noch laufenden Spar-Theorien einzubeziehen.

Karl-Heinz Knepper

26.10.2001

Mehr als 400 Bürger waren ins Bürgerhaus gekommen. Geschlossen forderten sie auf Transparenten den Erhalt des Freibades und kündigten an, für ihr Bad zu kämpfen. (Foto: Ingo Neubold)

Brambauer Bürger fordern den Erhalt ihres Freibades! 

 

Podiumsdiskussion im Bürgerhaus auf Einladung des Schwimm- und Fördervereins 

 

Von Reinhard Loeper

 

Brambauer. Kann es wahr sein? Kann es wirklich wahr sein, dass wegen eines vergleichsweise geringen Einsparpotenzials von schlappen 250 000 Mark pro Jahr das Freibad in Brambauer geschlossen wird? Mehr als 400 Menschen gestern Abend im Bürgerhaus sagten ein sehr klares, mitunter aufgebrachtes und zorniges Nein und machten eins deutlich: Bürgermeister Hans-Wilhelm Stodollick hat mit seinen Überlegungen, der Haushaltskonsolidierung das Freibad Brambauer zu opfern, wenig Freunde im Stadtteil gewonnen.

 

Bei der Podiumsdiskussion und Bürgerversammlung, zu der Schwimm- und Förderverein unter dem Motto "Hände weg vom Freibad Brambauer" eingeladen hatten, sagte Andreas Mildner als Vorsitzender des Schwimmvereins, die Bäderlandschaft in Lünen werde jährlich mit rund 4,5 Millionen Mark bezuschusst. Davon benötige das Freibad Brambauer etwa 440 000 Mark. Auch bei einer Schließung blieben der Stadt Personalkosten in Höhe von 190 000 Mark erhalten, bliebe also unterm Strich eine Einsparung von 250 000 Mark.

 

Dafür das Freibad zu schließen, bedeutet nicht nur den Untergang des erfolgreichen Schwimmvereins, sondern auch soziale Folgen für die Menschen in Brambauer in Kauf zu nehmen, die Joachim Bioly, Vorsitzender des Fördervereins, mit einem Wort "katastrophal" nannte.

 

Genug Wasserfläche habe Lünen auch ohne das Freibad Brambauer, rechnete der Bürgermeister vor und erwähnte weiter Mindereinnahmen von 14,5 Millionen Mark bei der Gewerbesteuer und sprach von einer "Lösung für Lünen nicht aus dem Blickwinkel eines Stadtteils." Sein Vorschlag, das Bad in einer Vereinsträgerschaft durch den Schwimmverein mit Hilfestellung der Bädergesellschaft zu führen, ist bei absehbaren Reparaturen in Millionenhöhe, vor allem aber bei dem schon heute überdeutlichen ehrenamtlichen Engagement des Schwimmvereins beinahe schon unverständlich.

 

Andreas Mildner: "Seit Jahrzehnten wird nicht in das Freibad investiert, dafür aber in andere Lüner Bäder." Es gebe kein Konzept der Bädergesellschaft zum Erhalt des Betriebes. Dass der Schwimmverein angesichts der drohenden Reparaturen nicht das Bad übernehmen könne, verstehe sich von selbst, hatte Mildner einmal bei anderer Gelegenheit geäußert. Gestern wiederholte er die Bereitschaft, mit der Bäder-Gesellschaft zusammenzuarbeiten und betonte in diesem Zusammenhang, dass sich die Einsparungen nicht auf Brambauer beschränken dürften.

 

Grundsätzlich sollen die Stadtwerke und somit auch ihre Tochter Bädergesellshaft in den Jahren von 2001 bis 2004 jährlich zwei Millionen Mark einsparen, um so den angeschlagenen Haushalt der Stadt zu entlasten.

 

Friedhelm Schroeter, Fraktionsvorsitzender der CDU und Vorsitzender des Bäderbeirates, sagte versachlichend, es gebe bislang keinen Beschluss, dass Freibad Brambauer zu schließen und der Bäder-Beirat sei mitten in der Diskussion unter Wahrung eines Interessenausgleichs eine Lösung zu finden. Gespräche werden derzeit geführt, sagte Schroeter, der den Termin für die gestrige Veranstaltung als zu früh empfand. Zugleich betonte er aber auch, dass die Stadtwerke mit ihren Minus-Trägern Häfen und Telekommunikation "wirtschaftlich unter Druck stehen."

 

Alle anderen Podiumsteilnehmer wie Rita Markus (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins, Rolf Möller, Vorsitzender der SPD-Fraktion, Werner Dunsche (CDU), Vorsitzender der Ortsunion, Martin Fleischmann in seiner Funktion als Vorsitzender der Brambauer Vereine sowie der Brami-Vorsitzende Stefan Sattler stellten sich uneingeschränkt und aus ihren jeweiligen Blickwinkeln hinter die Forderung, das Freibad Brambauer zu erhalten. Rita Markus warnte davor, dass Brambauer andernfalls ein sozialer Brennpunkt werden könnte, und auch Rolf Möller forderte "dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, weil es in Brambauer ein Badeangebot geben muss." Martin Fleischmann sagte aus Sicht der Brambauer Vereine, dass mit einer Schließung zwei Mitgliedsvereine der Gemeinschaft in ihrer Existenz bedroht seien. Das könne man nicht zulassen. Zugleich erinnerte Fleischmann daran, dass "es keinen Stadtteil in Lünen gibt, in dem Bürger so engagiert ehrenamtlich arbeiten wie in Brambauer" und zählte das Ehrenmal, das Bürgerhaus, das Freibad und die Bürger-Bücherei" auf.

 

All dies führte aber nicht dazu, die Menschen im Bürgerhaus zu beruhigen. Eine Mutter fragte den Bürgermeister, ob er es verantworten könne, wenn ihre Kinder künftig eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu anderen Bädern fahren müssten, und ein Jugendlicher stellte die Frage des Abends: "Warum habe meine Eltern euch eigentlich gewählt?"

26.10.2001


" Würden Sie Ihre Kinder in den Kanal schicken, Herr Bürgermeister?" 

 

Leser sagen ihre Meinung

 

 

Brambauer. Zu der Podiumsdiskussion und Bürgerveranstaltung am Donnerstag Abend im Bürgerhaus für den Erhalt des Freibades erreicht uns folgender Leserbrief: 

Bei der Bürgerversammlung war es mir (und nicht nur mir) nicht möglich, an das Mikrofon zu gelangen, um Ihnen, Herr Bürgermeister Stodollick, meine Meinung zu sagen. Deshalb mache ich dies auf diesem Wege.

Zuallererst ist mir Ihre Eingangsformulierung ins Ohr gestoßen wie ein Streichholz, dass wir in Lünen zu viele Badeflächen hätten. Hierbei führten Sie unter anderem den Kanal an. Mal ehrlich, würden Sie Ihre Kinder hierin schwimmen lassen? Das kann und will ich mir nicht vorstellen! Ich würde es meinen Kindern nicht gestatten!

Als nächstes eine Frage von mir als Steuerzahlerin: Warum wird immer nur von Brambauer und Lünen-Süd verlangt zu sparen, nicht aber in den Stadtteilen, in dem doch die Lüner wohnen, die eigentlich viel mehr Geld verdienen? Hier könnte man annehmen, Sie denken, dass in den Stadtteilen, in denen zwar die meisten Steuerzahler, aber leider nicht die reichsten wohnen, der Intellekt mit dem Verdienst auf der Strecke geblieben sei.

Oder woran liegt es, dass zum Beispiel in Cappenberg und Altlünen die Bäder bei weitem nicht so zur Ader gelassen werden wie in unserem Stadtteil?

Ich möchte doch nicht das Vorurteil vieler Brambauer Mitbürger glauben müssen, die behaupten, dass es daran liegt, dass Sie und auch Herr Schröter dort wohnen und auch dort ihre Stimmen bekommen! Das kann und will ich als Demokrat nicht! Das wäre doch wohl nicht vorstellbar!

Aber trotzdem wundert es mich schon, dass im größten Stadtteil nichts mehr für die Jugend getan wird! Die Skater-bahn wird nicht gebaut, das Freibad soll geschlossen werden und die Schulen..... ach nein, das ist ein anderes Thema. Oder wollen Sie die auch noch schliessen?

Aber Geld hin oder her! Ich hätte da einen Vorschlag für Sie, der Ihnen, sollten Sie keinen Stadtteil bevorzugen, vielleicht weiterhelfen könnte: Werfen Sie doch alle Bäder der Stadt, egal ob Frei- oder Hallenbäder in einen Topf, rechnen Sie die Zuschüsse pro Kopf auf und geben den einzelnen Standorten prozentual ihrer Verluste die Zuschüsse zu! Das wär doch gerecht, oder?

Zum Schluss noch eines: Ihr letzter Satz war, ich werde das Freibad gerne offen lassen, wenn Sie mir sagen, wie! Jetzt frage ich aber doch langsam, wofür wir einen Bürgermeister brauchen und wählen, wenn er von uns Bürgern verlangt, seine Arbeit zu machen!

 

Susanne Gimpel:
Heinrichstraße 94 a
44 536 Lünen


27.10.2001

 


Leserbrife müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen, die sich das Recht auf Kürzung vorbehält. 


Watt mutt mutt aber immer in Brambauer ? 


Das Stiefkind grantelt, giftet und greint. Immer ich. Immer krieg ich die dünnste Suppe, das härteste Brot, den ältesten Fisch am Tisch. 
Nicht doch, besänftigt die Stiefmutter fühlende Mutter Stadt Lünen und tätschelt den Aufstand beiseite: Die Suppe wird für alle dünner. Die Wurst rutscht uns allen vom Brot. Wir alle müssen sparen. Die Bürgerversammlung zum Freibad bot eine Lehrstunde, dass Information und Emotion oft unversöhnliche Schwestern sind. Hier Brambauer Bürger, die sich seit Jahren vom Lasso städtischer Sparerei an die Gurgel genommen fühlen, da ein Bürgermeister, der in der ´rausgebuhten Erregung im Saal gelassen blieb.

Sein Vokabular war die Arithmetik des Haushalts: 119 Millionen Mark Fehlbetrag bis 2005. 14 Millionen weniger Gewerbesteuer, eine immer höher schließende Arbeitslosigkeit und Sozialkosten, die ökonomisches Handeln der Kommune zur Fata Morgana machen. Zählt alles nicht. Sagen die Bürger. Brambauers Bürger würden über brennende Kohlen laufen, wenn sie nur ihr Freibad behielten. Immer wieder war der fauchende Appell zu hören, dass die Stadt gefälligst auch anderenorts sparen sollte. Beispiel Freibad Cappenberger See. Beispiel Hallenbad Mitte. CDU-Schroeters Versicherung, dass in Sachen Freibad Brambauer nichts entschieden und alles noch offen sei, birgt in der Auslegung für den Bürger eine gefährliche Falltür zu vorschnellen Optimismus.

 

Gespart werden muss. Keine Frage. Aber ob die zwei Millionen, die von den Stadtwerken jedes Jahr an die Stadt transferiert werden, nun gerade aus den Bädern gefischt werden müssen, das sollte bei der Emotionalisierung der Bevölkerung besser noch überdacht werden. ein fast beiläufiger Bürgermeister-Satz am Donnerstagabend war ein Alarm aus Worten: Wenn Stodollick in so sensibler Stunde von nötigen größeren Reparaturen im Freibad Brambauer spricht, ist es das Gras, das man ganz leise wachsen hört.

Karl-Heinz Knepper

27.10.2001

Freibad - Diskussion : "Anmaßend und unterste Schublade"

 

Leser sagen ihre Meinung 

 


Brambauer. In der Diskussion um den Erhalt des Freibads Brambauer erreicht uns nachstehender Leserbrief:

 

Das Freibad Brambauer muß erhalten bleiben als ein unverzichtbarer Hort der Daseinsvorsorge des Stadtteils, das ist keine Frage. Die Heuchelei purer Ehrenamtlichkeit des Schwimmvereins Brambauer 50 muss jedoch unverzüglich ein Ende haben, denn der Verein hat für seine sicherlich lobenswerten Tätigkeiten immerhin fast eine halbe Million DM in den letzten sechs Jahren (70 000 DM je Freibad-Saison) erhalten.

 

Für die Unterhaltung des eher komfortablen Clubhauses bekommt der Schwimmverein zusätzlich einen stattlichen städtischen Zuschuss. Gemessen an diesem Clubhaus-Standard nimmt sich der gemeinsam genutzte Vereinsraum der beiden Schwimmvereine aus dem Lüner Norden im Hallenbad Altlünen eher bescheiden aus.

 

Purer Aktionismus und Populismus von Vereins- und "Kirchtums-Fürsten(innen)", die unter anderem sogar gesetzlich geprüfte Wirtschaftszahlen öffentlich anzweifeln und somit die Situation dilletantisch brisant anheizen, schaden einer Problemlösung mehr als sie ihr nutzen. Diese Art von Auseinandersetzungen empfinden viele Bürger dieser Stadt außerhalb Brambauers schon als anmaßend und gehören in die "unterste Schublade!"

 

Die Drohung des Herrn Dunsche, die CDU-Ratsmitglieder aus Brambauer könnten sich dem städtischen Haushalt 2002 verweigern, ist für Demokraten nicht nach zu vollziehen und kommt einer Nötigung gleich.

 

Vielmehr ist Besonnenheit, Fairness und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten angezeigt, das Freibad Brambauer auch für die nächsten Generationen zu erhalten.

 

Karl-Heinz Schulze:
Am Mispelbohm 8
44534 Lünen

06.11.2001

 


Leserbrife müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen, die sich das Recht auf Kürzung vorbehält. 


In das Becken springt nur, wer Wasser sieht

 

Wort zur Woche

 

Von Karl-Heinz Knepper

 

"Spring, sagt der Onkel. "Kann nicht schwimmen", fiepte Fiete. "Macht nix", drängt der Onkel. "Und wenn ich u-u-u-untergehe?" stotterte Fiete. "Ach", gackerte der Onkel, "wenn du untergehst, erzähle ich aller Welt, wie mutig du gesprungen bist." 

Ist die Schnurre lustig, lausig oder was? Ist Klein-Fiete der Schwimmverein Brambauer und Onkel Spring-du-nur der Bäderbeirat, der die Schwimmer am Ufer des unkalkulierbaren Abenteuers schiebt und schubst und drängt, das Freibad in Trägerschaft zu übernehmen?

 

Wenn auch der vergleich etwas simpel gestrickt und seine Rollenzuordnung fragwürdig erscheinen mag, ganz daneben pfeffert die Prise nicht. Das Potenzial ihres Vereins wohl wiegend und die Perspektiven analytisch wägend, haben Andreas Mildner und Gustav Neuhäuser vom Vorstand des Brambauer Schwimmvereins im Gespräch mit unserer Zeitung begründet, warum der Verein als Schlepper aus dem Schlamassel nicht zu Gebote steht.

 

Keineswegs fehlender Wille verstelle den Weg, sondern die Wucht und Bürde der sich riesenhaft türmenden Aufgabe. Da eine Übernahme ohnehin nur möglich wäre, wenn die Stadt ihre Bürgerschaft bei großen Reparaturen garantiere, bliebe im Grunde genommen alles beim Alten.

 

Ich fürchte, da hat sich ein ganz anderer Virus in den Kreislauf des öffentlichen Befindens geschmuggelt und depressive Verstimmung zum Ausbruch gebracht:

 

Es ist das dumpfe Gefühl, heute zu kurz zu kommen im politischen Pinnchenziehen dieser Stadt, wo man sich gestern, bei anderen Farben im Mehrheitsbild, noch am längeren Hebel wähnte. Ob das rational oder emotional begründet ist, steht dahin.

 

Über das Freibad orgeln die Böen der Bedrohung. Vor Orkanbildung wird hier gewarnt. Keiner weiß, ob das Bad im Mai aufmacht. Keiner weiß, ob es eine Zukunft hat. Keiner weiß, wann der verstummte Dialog mit dem Bäderbeirat wieder in Gang kommt.

 

Brambauer weiß nur eines: Der Erhalt des Freibades führt die Wunschliste an. Denke, der Schwimmverein sollte um das Christkind werben. Sagen wir, als Mitglied. Dann könnte Klein-Fiete getrost ins Wasser springen. Alles wäre gut.

08.12.2001

 

Freibad treibt in der Strömung

Neuhäuser: Trägerschaft? Unmöglich

Interview mit dem Vorsitzenden des Schwimmvereins, Mildner, und Kassenwart Neuhäuser 

 

Brambauer. Der größte Weihnachtswunsch: Erhalt des Freibads. Wie es um die beliebte Anlage steht und wie sie die Zunkunft sehen, dazu nahm der Vorsiztende des Schwimmvereins, Andreas Mildner und Kassenwart Gustav Neuhäuser in einem Gespräch mit Redakteur Karl-Heinz Knepper stellung.


Die Stadt erägt, das Freibad aus Gründen der Finanznot zu schließen. Wäre da eine Trägerschaft ihres Vereins für das Freibad eine rettende Alternative?


Mildner: "Eindeutig, nein. Das können wir nicht. Wir haben im Vorstand des Schwimmvereins diese Möglichkeit ausgelotet und eingehend geprüft. Eine solche Lösung übersteigt unsere Kapazitäten als Schwimmverein. Wir mussten eine Trägerschaft ablehnen."

 

Neuhäuser: "Wir shen uns außerstande, eine Übernahme der Anlage zu verantworten. Die Frage ist doch, was können wir besser machen als die Bäder GmbH, die das Freibad jetzt betreut? Antwort: Nichts. Und wenn die Stadt im Falle unserer Trägerschaft im Rahmen einer Ausfallbürgschaft größere Reparaturen bezahlen würde, 

Neuhäuser: Ganze Saison verplant.

wie in der jetzigen Diskussion oft versichert wird, dann kann man doch konsequenterweise gleich sagen, Leute, dann macht doch so weiter wie bisher und belasst das Bad in städtischer Regie."

 

Was hat der Schwimmverein in den vergangenen Jahren im Freibad ehrenamtlich geleistet?

 

Neuhäuser: "Oh, eine ganze Menge. Der Einsparungseffekt durch unsere eherenamtliche Arbeit summiert sich in den Jahren auf ca. 380 000 Mark. Und das seit immerhin 1996. Acht bis neun Mitglieder des Schwimmvereins Brambauer bewältigen Jahr für Jahr das Aus- und Einwintern der Anlage. In jeder Saison stellen wir ca. 20 ausgebildete Rettungsschwimmer für die Aufsicht an den Beckenrand, außerdem halten wir die Grünanlage in Schuss und säubern die Flächen."

 

Kann der Schwimmverein, wie gefordert, über das jetzige Maß hinaus noch mehr Eigenarbeit leisten?

 

Mildner: "Der Bäderbeirat hat uns gebeten, genau diese Frage zu beantworten. Bäderbeirats-Vorsitzender Friedhelm Schroeter hatte uns im Spätsommer gefragt, ob wir die Anlage übernehmen können. Wir haben dem Bäderbeirat angeboten, auch das Frühschwimmen in eigener Aufsicht zu regeln. 

Mildner: Investitionen fließen in den Norden.

Das würde die Arbeit einer Putzkraft und einer Schwimmaufsicht für uns ausmachen, das wäre machbar."

 

Welche Folgen hätte eine Schließung des Bades für den Schwimmverein?

 

Mildner: "Eine Schließung würde wohl das Ende für den Verein bedeuten, was für Brambauer ein Schlag an das Kinn wäre. Immerhin haben wir 630 Mitglieder und mit der 1. Wasserball-Manschaft in der Regionalliga einen Drittligisten. Wir haben fast 300 Kinder und Jugendliche im Verein, denen ohne unsere Angebote die Straße drohen würde."

 

Neuhäuser: "Wenn das Freibad schließt, kann ich mir nicht denken, dass der jetzige Vorstand des Vereins genügend Kraft hätte, weiter zumachen."

 

Welche Möglichkeiten sehen sie, das Freibad ohne städtische Subventionen zu erhalten?

 

Mildner: "Nicht eine einzige. Ohne Finanzhilfe der Stadt funktioniert das nicht. Aber das Hauptproblem ist doch, dass die Investitionen für städtische Bäder an Brambauer vorbei und fast nur in das Freibad Cappenberger See oder in das Hallenbad Altlünen gelenkt werden. Der Bügermeister erzählt,

Mildner: Schließung? Kinnhaken für Brambauer.

bei uns müssten Reparaturen in Millionenhöhe vorgenommen werden, das stimmt doch nicht. Der eine defekte Filter wird jetzt repariert und was den Riss in der Beckenhaut angeht, muss erstmal der Schadensumfang festgestellt werden."

 

Was muss geschehen, um das Freibad zu retten? Wir drei wissen, das der jährliche Zuschussbedarf der Bäder bei ca. 4,6 Millionen Mark liegt.

 

Neuhäuser: "Der Zuschussbedarf für unser Freibad liegt im Jahr bei etwa 500 000 Mark. Die effektive Einsparung bei einer Schließung betrüge, sagen wir mal, 250 000 Mark, denn das eingesparte Personal müsste ja an anderer Stelle beschäftigt werden, zumal die Stadt bekanntlich betriebsbedingte Kündigungen ausschließt."

 

Gibt es eine Freibad-Saison 2002 und noch mehr Zukunft?

 

Mildner: "Wir haben nicht die geringste Planungssicherheit. Das nervt. Seit Monaten gibt es keinen Dialog mehr mit dem Bäderbeirat. Wir hängen völlig in der Luft".Neuhäuser: " Wir sind gezwungen, optimistisch zu denken. Unsere gesamte Saison-Planung für 2002 basiert auf der Annahme, dass uns das Freibad weiter zur Verfügung steht."

Fotos (4): Frank Bock 

08.12.2001

Wieder Bioly: Freibad-Förderer kämpfen

Joachim Bioly: Jetzt erst recht...

Interview mit dem gestern Abend wiedergewählten Vorsitzenden des Vereins 

 

Brambauer. Joachim Bioly wurde gestern Abend als Vorsitzender des Fördervereins Freibad in der Jahreshauptversammlung wiedergewählt. Die Sorge um den Fortbestand der Anlage überschattete die gut besuchte Versammlung, die im Vereinsheim der Schwimmer über die Bühne ging. Zur aktuellen Lage des Fördervereins, seinen Perspektiven, Besorgnissen und Erwartungen, interviewte Redakteur Karl-Heinz Knepper den alten und neuen Vorsitzenden.

 

Sie sind seit der Vereinsgründung am 31. August 1995 ununterbrochen Vorsitzender im Förderverein. Noch nie war das Freibad in seiner so Existenz gefährdet. Sind sie als Vorsitzender überhaupt noch motiviert?

 

Bioly: "Mein Ehrenwort: Ich war nie motivierter. Erst, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst, fühlt man sich herausgefordert und bündelt die Kräfte. Der ganze Förderverein sieht sich jetzt erst recht in seinem Ehrgeiz gefragt."

 

Das Freibad steht bekanntlich auf der Kippe. Befürchten sie wegen der ungeklärten Situation Austritte aus dem Verein?


Bioly: "Nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Wir haben jetzt 1 505 Mitglieder im Förderverein, vor einem

...das Visier hochklappen.

Jahr waren es ca. 1 400. Die Zunahme hat Konstanz bei uns."

 

Ihr Verein träumt lange Zeit den Traum von einer Superrutsche, um die man sie beneiden sollte. Für über 150 000 Mark sollte das Bad hochgepuscht werden? Aus der Traum?


Bioly: "Nein, so pessimistisch und endgültig würde ich das nicht sehen. Aber es stimmt, jetzt haben wir erstmal andere Prioritäten als den Kauf einer teueren Rutsche. Das Freibad muss erhalten bleiben, dafür kämfen wir, alles andere muss zunächst zurückstehen."

 

Was kann ihr Förderverein leisten, um aktiv am Erhalt des Freibads mitzuwirken?


Bioly: "Das, war er seit der Gründung im August 1995 geleistet hat, Personell, ideell und materiell Unterstüzung zu leisten. Wir warten jetzt gemeinsam mit dem Schwimmverein auf weitere Gespräche mit der Bädergesellschaft und dem Bäderbeirat. Zuerst ist alles offen. Das ist auch ein Antrieb für uns alle im Förderverein, das Viesier hochklappen."

 

Ihr größter Weihnachtwunsch?

 

Bioly: "Dreimal dürfen sie raten..."

Fotos: S.Böhlke  

 

14.12.2001

Einstimmig im Block wiedergewählt wurde am Donnerstagabend der Vorstand des Fördervereins Freibad um den alten und neuen Vorsitzenden Joachim Biloy (sitzend 2.v.l.) Foto:Heinrich Peper

Förderer: Bad geht nicht baden 

 

Brambauer - Nicht aufgeben und nicht untergehen ist die Parole: Einstimmig bestätigte die Jahreshauptversammlung den Vorstand des Fördervereins Freibad im Amt.

 

Joachim Bioly kündigte nach der Wiederwahl einen engagierten Kampf um den Erhalt des Bades an: "Wir schicken unsere Kinder nicht in den Kanal und unser Freibad geht nicht baden." Im Heim des Schwimmvereins zogen die Vorstandsmitglieder Bilanz. Zwar hat sich die Mitgliederzahl seit der Gründung 1995 mit 1 505 um rund 100 erhöht, aber die Gesamtsumme der Spenden ist zurückgangen.

 

Die Ursachen dafür sieht Vorsitzender Bioly in der allgemeinen Verunsicherung durch die Diskussion um das Freibad. "Wenn wir eine Perspektive für die Erhaltung sehen, können wir die Brambauer Bürger, Handwerker, Betriebe, Vereine und unsere Mitglieder für Aktionen gewinnen", so Bioly. Für den Vorstand ist eine Renovierung der Technik "scheibchenweise" denkbar. Dafür müssten allerdings die Mittel der Bäder GmbH zu einem größeren Teil nach Brambauer fließen, zumal 20 Jahre keine größeren Investitionen vorgenommen worden seien.

Nach dem Kassenbericht (Jörg Diekmann) gab es die einstimmige Entlastung. Wiedergewählt wurden: Vorsitzender Joachim Bioly, Eleonore Köth-Feige und Klaus Stallmann (Stellvertreter), Ralf Gröning (Schatzmeister), Gustav Neuhäuser (Geschäftsführer), Armin Hunke und Heinz Peper als Beisitzer.

Die Haushaltsberatungen der Parteien und des Rates ab Januar (Beschlussfassung im März) wird der Verein beobachten und im Bedarfsfall Gespräche anbieten. Die Gründe für das Weiterbestehen hatten die Vorstandsmitglieder und die Versammlungsteilnehmer gemeinsam bestätigt.

Die CDU aus Brambauer, die SPD im Lüner Rat, die Evangelische Kirchengemeinde und der Förderverein haben sich eindeutig für das Weiterführen des Bades ausgesprochen.

15.12.2001